O wie Okoubaka

Ich habe schon lange nichts mehr zur Homöopathie geschrieben. Das heutige Thema steht allerdings nicht für klassische Homöopathie, sondern verweist eher auf eine interessante Schnittmenge, die es eigentlich zwischen Homöopathie und Allopathie gar nicht geben dürfte. Okoubaka hat seinen Platz schon in vielen Hausapotheken gefunden. Dass es bei vielen verschiedenen Patient*innen und Beschwerden wirkt, könnte damit zusammenhängen, dass Okoubaka meist in den niedrigen Potenzen D2 oder D3 eingesetzt wird, d. h. in Verdünnungen von 1:100 oder 1:1000. In gewisser Weise handelt es sich dabei um Kräuterheilkunde (Phytotherapie) in Verdünnung, sozusagen low-dose-phyto.

Fangen wir mal mit dieser pflanzlichen Seite an: Okoubaka aubrevillei heißt ein Baum in Westafrika, er ist vor allem in Ghana und der Elfenbeinküste beheimatet. Die Einheimischen verwenden die Rinde, teelöffelweise, gegen Vergiftungen, auch vorbeugend. In den 1960er Jahren bekam die Frankfurter homöopathische Ärztin Dr. Magdalena Kunst von einem Westafrikaner Okoubaka-Rinde mit Hinweisen auf ihre medizinische Bedeutung geschenkt. Sie gewann den Leiter der Deutschen Homöopathie-Union (DHU) Dr. Wilmar Schwabe dafür, daraus ein homöopathisches Mittel herzustellen, und setzte dieses mit großem Erfolg bei ihren Patienten ein, worüber sie erstmals 1972 berichtete. Damit begann die Erfolgsgeschichte der „pflanzlich-homöopathischen“ Arznei. Sie hilft

  • bei Magen-Darm-Störungen, vor allem nach verdorbener Nahrung,
  • sogar bei Hautausschlägen, wenn sie auf unverträgliche Nahrung zurückzuführen sind,
  • außerdem ist sie nützlich zur Ausleitung von Toxinen (Giften) nach Infekten (grippale oder Darminfekte, auch Tropenkrankheiten),
  • sie wird in ähnlichem Sinn (Ausleitung) auch zur Darmsanierung nach Antibiotika-Einsatz begleitend verordnet,
  • und sie lässt sich sogar auch vorbeugend, etwa bei Fernreisen einsetzen (gegen Reisedurchfall, aber auch andere Infekte).

In der Haus- und Reiseapotheke ist es ein sinnvolles Mittel: Vor allem bei durch unverträgliche Nahrung ausgelösten Magen-Darm-Störungen (etwa auf einer Reise) mit Durchfall, Übelkeit, Blähungen kann Okoubaka oft kurzfristig Abhilfe schaffen: stündlich 5 Tropfen D3 oder 5 Globuli D2 (für die Reiseapotheke praktischer als Tropfen); maximal 5 Anwendungen pro Tag. Bei klassischer Reiseübelkeit kommen eher andere Mittel in Frage.

In vielen Ratgeberbüchern weist Okoubaka mittlerweile mehr Fundstellen auf als manches große homöopathische Mittel. Und sogar mancher Homöopath, der anfangs aus grundsätzlicher Skepsis gegen „Modemittel“ und Tiefpotenzen zweifelte, hat mittlerweile die verdünnte afrikanische Arznei fest in seinem Repertoire.

Auch bei Abwehrschwäche wird Okoubaka mit Erfolg eingesetzt. Das kann mit der zentralen Rolle des Darms für Gesundheit und Immunsystem zusammenhängen: Wird der Darm „saniert“, bessert sich auch die Abwehrlage – keine neue Erkenntnis in der Naturheilkunde. Zum andern zeigten die Inhaltsstoffe der Rinde bei Versuchen entzündungshemmende, leicht antibiotische und immunsteigernde Wirkungen, so dass sogar direkte Effekte für die Infektabwehr denkbar sind.

Nebenwirkungen sind wenige bekannt. Doch auch wenn in Westafrika die Rinde teelöffelweise konsumiert wird, sollte man selbst die verdünnte Medizin nicht auf eigene Faust hoch dosiert oder dauerhaft einnehmen. Der Slogan „Weniger ist oft mehr“ stammt zwar nicht wörtlich von Samuel Hahnemann, dürfte aber für die Anwender aller Arten von Homöopathie selbstverständlich sein.    

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