Man darf wieder reisen, demnächst auch ins Ausland. Die Reiselust kann allerdings, selbst wenn wir nicht zu den Ängstlichen gehören, schnell vergehen, wenn uns beim Fahren übel wird. Es sind vor allem Seitwärts- oder Auf- und Abbewegungen ursächlich, die der Mensch „mitmacht“, während er sich selbst nicht bewegt. Das Gehirn muss dabei widersprüchliche Informationen verarbeiten: Das Auge und andere Sinnesorgane melden „keine Bewegung“, das Gleichgewichtsorgan dagegen, welches im Innenohr sitzt und die Lageveränderungen durch die Bewegungen von Auto, Bus, Flugzeug oder Schiff registriert, sendet Bewegungsmeldungen. Das Gehirn wertet das als Fehler, das Brechzentrum wird dadurch mehr oder weniger stark gereizt.
Wer nicht ausgeschlafen ist, am Vorabend zu viel oder Schwerverdauliches gegessen oder dem Alkohol zugesprochen hat, ist besonders gefährdet. Man sollte nur fit auf Reisen gehen. Kaffee hilft nicht, sondern verschlimmert sogar! Auch unerfreuliche Wahrnehmungen können die Problematik verschärfen, das reicht von unangenehmen Essens- oder Tabakgerüchen bis zur Angst vor Reiseübelkeit oder dem Reden darüber. Gar nichts essen auf einer längeren Fahrt ist allerdings keine Lösung, da uns auch davon übel wird, es ist besser, Magen und Darm mit Zwieback oder ähnlich leichter Kost zu beschäftigen.
Im Auto sollten Betroffene vorne sitzen (oder, noch besser, selbst fahren), um die Ursachen der Lageveränderungen zu sehen und mitgehen zu können. Im Bus hilft aus ähnlichen Gründen ein Platz vorne, zumindest vor der Vorderachse.
Traditionell versucht man mit Pfefferminztee (möglichst in arzneilicher Qualität) gegenzusteuern – sofern der Betroffene ihn mag! In den vergangenen Jahren ist die Ingwerwurzel gegen jegliche Form von Übelkeit sehr populär geworden. Ein bis zwei Zentimeter Ingwerwurzel in kleine Stückchen schneiden, mit kochendem Wasser übergießen, für 5–10 Minuten ziehen lassen und in der Thermoskanne mitnehmen. Die Ingwerwurzel, trocken aufbewahrt, hält sich sehr gut, man kann sie also mit in den Urlaub nehmen. (Aufpassen müssen jedoch Schwangere: Da Ingwer eine wehenanregende Wirkung hat, ist er in den letzten drei Schwangerschaftsmonaten tabu.)
In der Homöopathie ist Cocculus der Klassiker für die Reiseübelkeit, vor allem bei ausgeprägten Schwindelgefühlen. Daneben wird auch Tabacum verwendet, wenn Blässe, Frösteln oder gar kalte Schweißausbrüche auftreten – und wenn Zigarettenrauch die Symptomatik ausgelöst oder verschlimmert hat. Es gibt einige homöopathische Komplexmittel gegen Schwindel, die bewährte Einzelmittel vereinen und sich auch bei Reiseübelkeit bewährt haben: So kombiniert z.B. Vertigo Hevert SL die Mittel Cocculus D4, Conium D3 und Tabacum D4, im Akutfall alle halbe bis ganze Stunde eine Tablette „lutschen“.
Die Stimulation bestimmter Akupunkturpunkte mittels Fingerdruck ist bei vielen alltäglichen Beschwerden eine wunderbare Selbsthilfemaßnahme. Bei Reiseübelkeit lohnt sich die Akupressur am Punkt 6 des Perikard- bzw. Kreislauf-Meridians. Er befindet sich nahe des inneren Handgelenks, ca. zweieinhalb Fingerbreit in Richtung Ellenbeuge. Auf dieser Erfahrungsheilkunde beruhen die Akupressur-Armbänder, die speziell zur Behandlung der Reiseübelkeit in Apotheken (oder im Internet) erhältlich sind. Die in die Bänder eingearbeiteten Knoten stimulieren sanft, aber ständig den Punkt P6. (Ich habe keine Erfahrungen damit, halte eine Wirkung aber für plausibel.)
Die Einnahme stärkerer Medikamente gegen Übelkeit, muss mit dem Arzt abgesprochen werden. Für die allermeisten Fälle sollten sie nicht erforderlich sein. Apropos: Schwindel und Übelkeit können viele Ursachen haben. Die Tipps auf dieser Website ermuntern nicht zur Selbstdiagnose und ersetzen nicht den Besuch bei Arzt oder HP. Gerne berate ich Sie persönlich.