Jeder von uns wacht Nacht für Nacht vielfach auf, doch wir merken es meist nicht. Das Problem beginnt, wenn wir die Wachphasen registrieren und das Wachsein nicht gelassen mit einem Rumdrehen auf die andere Seite beantworten (können). Und da längeres Wachsein in der Nacht aufgrund der Aktivität bestimmter Hormone und Botenstoffe wirklich oft nicht angenehm ist, eher beunruhigend oder auch deprimierend, überschätzen wir die Zeit, in der wir wachliegen.
Eine medizinisch definierte Schlafstörung liegt allerdings erst dann vor, wenn der Patient bzw. die Patientin nicht nur schlecht schläft, sondern auch die Leistungsfähigkeit am Tag eingeschränkt ist. Und beides muss seit mindestens vier Wochen jede Nacht und jeden Tag auftreten. Hallo, haben Sie das gelesen? Jede Nacht und jeden Tag! Erstaunlich, oder nicht?
Normalerweise holt sich der Organismus den Schlaf, den er benötigt, über kurz oder lang wieder, sofern wir ihn nicht durch falsche „Schlafhygiene“ daran hindern, z.B. indem wir den Tag-Nacht-Rhythmus durch ausgiebiges Schlafen am Tag durcheinanderbringen (nun ja, Schichtarbeiter können es sich nicht aussuchen). Eine andere selbst fabrizierte Ursache ist die Einnahme schlafstörender Substanzen einnehmen, insbesondere Alkohol (hilft manchmal einzuschlafen, fördert aber Schlafstörungen), Kaffee (zu viel und zur falschen Zeit) oder Medikamente. Besonders prominent sind hier Asthmamittel, aber auch Thyroxin, Entwässerungsmittel oder Kortison. Nicht zuletzt gehören auch Schlaf- und Beruhigungsmittel dazu!
Bei schlafgestörten Patienten gilt: „Weniger ist mehr!“ Die Verkürzung der Schlaf- oder Bettzeit, oder drastischer formuliert, der gezielte Schlafentzug, ist eines der wirksamsten Mittel und überdies rezept-, kosten- sowie nebenwirkungsfrei. Die empfohlene Dauer des Bettaufenthalts wird dabei so berechnet: Schätzen Sie, wieviel Sie derzeit pro Nacht „netto“ schlafen (also Wachzeiten abgezogen), und rechnen Sie eine Stunde hinzu. Wenn Sie also glauben, Sie schlafen netto 4 Stunden, und wollen um 6 Uhr morgens aufstehen, so gehen Sie erst um 1 Uhr ins Bett! Der Tag wird dadurch länger, die Müdigkeit ausgeprägter, der Schlaf effektiver, das Schlafverhalten erfolgreicher – und dann können Sie nach und nach wieder etwas mehr Zeit hinzugeben. Die Disziplin lohnt sich!
Eine gute Möglichkeit, tagsüber etwas für die Nacht zu tun, ist Sport. Dabei wird nicht nur das im Alltagsstress gebildete Adrenalin ab- und Müdigkeit aufgebaut, sondern auch etwas für den Ausgleich des vegetativen Nervensystems getan. Sport führt zu einer Verlängerung des erholsamen Tiefschlafs, und regelmäßiger Sport zu bestimmten Zeiten hilft die innere Uhr zu justieren. Nicht zu intensiv, sonst wird die Regenerationsfähigkeit des Organismus beschädigt, und nicht zu spät, da sonst Wachsamkeit und Schwitzneigung bis in die Schlafenszeit gesteigert bleiben.
Im Bett sind im Grunde nur Schlafen oder Sex gestattet. Schlafforscher wissen, dass wir in diesem Punkt „konditionierte“ Tiere sind: Wenn wir alles mögliche im Bett machen, „verlernen“ wir den zwingenden Zusammenhang von Bett, Müdigkeit und Schlafen. Ganz schlecht sind Fernsehen, Handy oder Tablet-Nutzung im Bett. Abgesehen von den aufregenden Inhalten hat auch die Lichtfrequenz negative Auswirkungen.
Und noch ein Tipp: Mit kalten Füßen schläft man schlecht ein! Was man dagegen tut, hängt vom Konstitutionstyp ab – und vom Training. Zunächst bietet sich an, eine Wärmflasche an die Füße zu legen. Wer es etwas mehr „aktiv“ verträgt, macht ein Wechselfußbad. Wer sowieso warme Füße hat, kann sich durch einen kurzen kalten Guss schlaffördernd Gutes tun. Die Füße wärmen sich unter der Bettdecke reaktiv wieder auf.
Vielleicht beherzigen Sie bereits alle genannten Punkte und Empfehlungen und leiden dennoch unter Schlafproblemen? Besonders prominent unter den Ursachen für Schlafstörungen sind Depressionen. Doch ähnlich wie gestresste Menschen in der Verwechslung von Ursache und Wirkung meinen, wenn sie nur gut schlafen könnten, wäre das mit dem Stress viel besser zu schaffen, so „schwören“ auch manche Patienten mit (unerkannten, verdrängten oder unverstandenen) Depressionen, dass ihre emotionale Grundstimmung im Wesentlichen auf Schlafmangel zurückzuführen sei. Meist ist es umgekehrt: Das „Tagesthema“, sei es Stress, seien es Depressionen oder Ängste, muss bearbeitet werden, dann reduziert sich das Schlafproblem relativ schnell.
Gerne berate ich Sie psychologisch und naturheilkundlich, damit es Ihnen nicht nur allgemein besser geht, sondern Sie auch besser schlafen können.