Zuversicht – hat das etwas mit Sehen zu tun? Ja, es ist eine Sicht, aber nicht bloß die „Brille des Optimisten“. Mit Glaube oder Hoffnung kann man Zuversicht nicht übersetzen. Denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, wenn es keinerlei reale Aussicht auf Erfolg mehr gibt, die Zuversicht aber hat (eine in mir selbst begründete) Aussicht. Auch Gewissheit (Wissen) trifft es nicht, denn Zweifel sind trotz Zuversicht möglich, aber: die Zuversicht ist stärker als die Zweifel. Es handelt sich um eine Form von Vertrauen in mich und das Leben.
Gottvertrauen? Da gibt es offenbar größere Schnittmengen, aber zum einen kennen auch Menschen, die nicht an Gott glauben, die Kraft der Zuversicht; zum andern nehme ich an, dass auch ein Mensch, der an Gott glaubt, seine Zuversicht, sein Vertrauen ins Leben kaum aus einer isolierten Beziehung zu Gott gewinnen kann. Wir müssen dem Göttlichen in uns selbst und im anderen Menschen begegnen, in der Beziehung und in der Gemeinschaft mit anderen „wunderbare“ Erfahrungen machen, wie Schwierigkeiten überwunden werden, um Zuversicht für das künftige Leben zu entwickeln. Sich verstanden, willkommen und vielleicht geliebt zu fühlen, gewissermaßen unter Seinesgleichen, von der rein menschlichen oder göttlichen Seite her, das scheint mir eine oder „die“ Quelle der Zuversicht. Und die Kraft dieses Quellstroms nimmt zu, wenn ich mich mit diesen „erleuchteten“ Augen sehen kann.
Zuversicht entsteht maßgeblich durch eigene Aktivität, das mag ein Grund sein, warum Menschen, die Zuversicht dringend benötigen, manchmal in Aktionismus verfallen – gerade wenn der zuvor beschriebene „Halt“ in anderen fehlt und der Boden unter den Füßen verloren zu gehen droht. „Boden unter den Füßen“, ein wichtiges Stichwort: einen Boden zum Stehen und Innehalten und einen Boden, um Schritt für Schritt einen Weg zu gehen oder zu bahnen. Die Frage nach dem möglichen nächsten Schritt ist auch die nach der Zuversicht. Und eine gute Antwort darauf festigt unser Selbstvertrauen.
Zuversicht hat nicht zuletzt mit Leichtigkeit zu tun, mit der Erfahrung, dass es trotz großer Aufgaben und Schwierigkeiten fast jederzeit möglich ist, zwischendurch die Leichtigkeit einzuladen – mit singen, tanzen, malen, lachen, reden, schreiben, spielen, kindlich und manchmal ein bisschen kindisch sein. Und mit den manchmal glücklichen Momenten in einer Meditation. Einfach in den Prozess gehen und den Moment genießen.
Mein Tipp: Die Pflanze Zuversicht mit Einstellungssätzen zu gießen: (z.B.) „Ich habe nun ein anderes Bewusstsein meiner Qualitäten. Ich erinnere mich an all das, was ich schon gemeistert habe, und nehme dieses Gefühl mit in die Zukunft, wenn ich neue Aufgaben gemeistert haben werde.“ „Ein besseres Leben ist möglich – und ich übernehme Verantwortung dafür.“ Die besten Einstellungssätze sind jene, die man selbst entdeckt und vor anderen bekundet hat. Und nicht zuletzt: singen, tanzen, malen, spielen. Regelmäßig und auch spontan.