I wie Impfdiktatur

Ich muss Sie vorwarnen: Ich bin hier mal richtig parteiisch, tue erst gar nicht so wie einige prominente Journalisten, als wäre ich neutral. Im Gegenteil. In diesem Beitrag scheue ich mich nicht vor gewagten Vergleichen. Dafür gibt es eine eher dürftige allgemeine Rechtfertigung: Vergleiche setzen Dinge in ein Verhältnis, die ungleich sind – daher „hinken“ sie letztlich alle, eben mehr oder weniger. Meine Absicht ist es, dem allgemeinen Hang zum Vergessen, sprechen wir hier vielleicht besser von einem Wunsch zu vergessen, und zur Verharmlosung der „Geschehnisse“ durch provokative Vergleiche entgegenzuwirken. Kein Zweck, meine ich, heiligt die Mittel. Wie es sich hier verhält, das müssen Sie selbst entscheiden.

Vor rund einem Jahr, am 7. April 2022, stimmte der Deutsche Bundestag über die Allgemeine Corona-Impfpflicht ab, eine Mehrheit entschied dagegen (Ergebnisse auf der Bundestags-Homepage). Sie scheiterte allerdings nicht an der Einsicht einer Bundestagsmehrheit oder der Mehrheitsgesellschaft, sondern schlicht daran, dass die Abgeordneten von CDU/CSU nicht vorhatten, für einen Entwurf von RotGrün zu stimmen. Löblich allein war das Verhalten der zur Regierung gehörenden FDP-Fraktion, die sich mit großer Mehrheit dem Regierungsentwurf verweigerte. Gegen die sektorale Impfpflicht (im Gesundheitswesen) haben allerdings auch die sog. Liberalen, bis auf wenige notorisch bekannte Außenseiter, nie wirklich Einwände erhoben.

Bis auf die AFD beteiligten sich alle im Bundestag vertreten Parteien monatelang klaglos bis begeistert an Impfpropaganda und Impfkampagne. Impfpropaganda lässt sich vereinfacht so beschreiben: Man überzeichnet die Gefahren der in Frage stehenden Erkrankung maßlos und ebenso die Effektivität der Impfung – dagegen werden die möglichen Impfrisiken unterschlagen oder verharmlost. So weit so plump. Dass dabei die sog. Naturwissenschaft ziemlich übel instrumentalisiert wird, lässt es nicht ganz so plump erscheinen, wie es de facto ist. Und dass die freie Presse, die sich seit einiger Zeit des „Qualitätsjournalismus“ rühmt, sich verhält, als wäre sie gesteuert, gerade die sich so kritisch gebenden Medien an vorderster Front, das macht es nicht besser. Aber vielleicht macht erst die Art und Weise, wie man bei Corona der mit dieser Propaganda-Methode noch nicht ausreichend erzeugten „Freiwilligkeit“ auf die Sprünge half, die „Geschehnisse“ in der Geschichte der Bundesrepublik einzigartig. 

Wie viele Schäden und gravierend Geschädigte es gibt, dass wird erst nach und nach sichtbar, weil die Herrschenden in Politik und Medien es gezielt ignoriert haben (im Unterschied etwa zu skandinavischen Ländern). Apropos Jahrestag, ein weiteres Jahr zuvor (2021) hat der heute geläutert wirkende Lauterbach quasi bis zur letzten Minute den Impfstoff von Astra Zeneca schön geredet. Als einige europäische Nachbarländer die Verimpfung desselben bereits eingestellt hatten und auch von deutschen Kliniken wie Landratsämtern Warnungen über (z.T. tödliche) „Zwischenfälle“ bei jüngeren Erwachsenen nach der Impfung bekannt waren, hat der heutige Bundesgesundheitsminister den Impfstoff als absolut sicher „verkauft“.

Es ist schon einigermaßen beeindruckend, wie derzeit Lauterbach laut über eine Stiftung oder ein Programm für Impfgeschädigte nachdenkt, um Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen. Aber der Mann hat so oft gelogen, dass da nichts zurück zu gewinnen ist. Er hat Menschenleben auf dem Gewissen! Vielleicht sagen Sie jetzt: Hoppla, der hat doch auch Menschenleben gerettet oder wollte dies zumindest. Kann sein, aber er hat nie geäußert, dass es da irgendetwas abzuwägen gebe, etwa die einen Risiken (der Krankheit) mit den andern (der Impfung) oder die Risiken der einen Bevölkerungsgruppe (jung) mit denen der anderen (alt). Lauterbachs O-Töne, das war pure Impfpropaganda, siehe oben, von Anfang bis Ende. Und er konnte sich das leisten, weil er sich in bester Gesellschaft befand. Zeitungen etwa haben zu der Zeit fast unverändert Pressetexte der Pharmaindustrie abgedruckt, es schien ihnen z.B. nichts Verfängliches daran, die Meinung eines promovierten oder habilitierten leitenden Pharmaangestellten für eine wissenschaftliche Erkenntnis auszugeben.

Es ging um Anstiftung zu körperlichen und seelischem Missbrauch. Das halten Sie für übertrieben? Mit welcher Brutalität Mitmenschen zum Mitmachen genötigt wurden, das habe ich an anderer Stelle festgehalten, siehe etwa meine Corona-Rubrik oder die Artikel im Rubikon. Ausgerechnet die bildungsbürgerliche Elite hat an dieser Vergewaltigung maßgeblich und überproportional mitgewirkt. Es waren Kultusminister und Bildungssenator:innen, Wissenschaftsjournalisten und Ethikprofessor:innen, die Wunschdenken als Erkenntnis und verlogene Gebote als moralische Wahrheit verbreiteten. Und nicht zuletzt Herr Lauterbach, der später manchmal scheinbar bedauernd so tat, als habe man es nicht besser wissen können (etwa, dass die Kindergärten keine Pandemietreiber waren). Doch, man konnte es zu jedem Zeitpunkt „besser wissen“ als Lauterbach, der einfach so tat, als wüsste er es, genau wie Parteifreunde (etwa der regierende Hamburger Bürgermeister): Lügen mit Wissenschaftstouch.

Bildung ist keine Gewähr für richtiges Handeln. Das Dritte Reich lässt grüßen. Schon wieder: übertrieben? Dann nehmen Sie eben die katholische Kirche. Wer behauptet, etwas zu wissen, von dem er weiß oder bei aufrichtigem Bemühen in Erfahrung bringen könnte, dass er es gar nicht wissen kann – wie den Unsinn von der Corona-Herdenimmunität mittels „Durchimpfung“ – der lügt. Punktum. Wer meint, dass dies für einen höheren Zweck gerechtfertigt oder gar geboten sei, der stellt sich auf eine Stufe mit sog. Würdenträgern der katholischen Kirche, die jahrzehntelang sexuellen Missbrauch vertuscht haben, ausgerechnet um die moralische Reinheit der Institution zu wahren. Das Interessante ist, dass gerade zu Zeiten der Corona-Impfkampagne besonders viele superkritische Artikel darüber erschienen, mit einer Hybris, die ihresgleichen sucht. Vertuschung hier, demonstrative Aufdeckung dort, das passt nicht zusammen? Es passt sehr gut zusammen in einer durchweg verlogenen Selbstinszenierung von Leuten, die andere ruckzuck als Leugner diffamierten.

Wer hat denn da geleugnet? Wer heute behauptet, manches habe man nicht gewusst oder wissen können, ist ein besonders dreister Lügner! Und Politiker:innen, die sich entschuldigen, sind verdächtig, sie führen meist Böses im Schilde. Die geäußerte Reue von Mandats- oder Amtsträgern, die sich und ihre Institutionen auf Anfragen von Opfern monatelang einfach taub und tot gestellt haben, ist durchweg berechnend. Bei Lauterbach geht es offensichtlich darum, mit einer Vorwärtsverteidigung weiter zu vertuschen: Indem er behauptet, die Zahl der schwer Geschädigten liege bei 1:10.000 (Geimpften oder Impfungen?!), und dies auch noch als lange bekannt bezeichnet, unterschlägt er mit dem rhetorischen Trick der Banalisierung die hohe Dunkelziffer und die große Wahrscheinlichkeit für eine viel drastischere Quote. Vielleicht hat er noch anderes zu vertuschen oder Motive für späte Pseudo-Einsicht. Aber die Mittäter und Mitläufer:innen, die damals das „Lied der Solidarität“ (Lass Dich impfen, sonst bis Du ein Egoschwein!) gesungen haben bei der Internationale der Impfpropaganda, wollen heute nicht vorgeführt und von ihm im Stich gelassen werden. Sie meinen, Lauterbach sollte jetzt besser den Mund halten, die Impfkampagne sei doch insgesamt eine gute Sache gewesen. Gute Gesellschaft, beste Freunde … Wie in der Nachkriegszeit, als sich NS-Verbrecher teilweise gegenseitig entnazifizierten.

Eine Entschuldigung ist in der Tat überfällig – nicht nur bei den Impfgeschädigten, sondern bei all denen, die gegen ihren eigentlichen Willen gezwungen wurden, sich impfen zu lassen, zahllose junge Menschen darunter, und all jenen, die mit einer wirklich unfassbaren Dreistigkeit an den Pranger gestellt wurden, weil sie Zweifel an der Impfung, der Propaganda oder der Kampagne äußerten. Es geht nicht nur oder primär um medizinische Fragen und Folgen, sondern um Selbstbestimmung und Menschenwürde, die da mit Füßen getreten wurden. Wie gnadenlos oder schamlos diese Strategie verfolgt wurde, dies hat auf Dauer das demokratische Zusammenleben beschädigt – und lässt für die Zukunft alles, nur nichts Gutes ahnen. Es ist bezeichnend, das Spiegel-Kolumnist Sascha Lobo, der 2021 definierte, was eine „neutrale“ Sicht auf die Impfung ist (nämlich seine), sich jetzt mokiert, die „Gekränkten“ der Coronakrise müssten unbedingt Schuldige finden für das, was schief gelaufen sei. Kein Wunder, dass ihn das nervt, denn Sascha Lobo ist prominent (mit)schuldig: an Impfpropaganda, Impfzwang und Impfpflicht sowie übler Nachrede bzw. Verleumdung von Kritikern. Es ist die übliche Haltet-den-Dieb-Strategie, wenn dieser liberal geschminkte Totengräber der freiheitlichen Grundordnung vor den Gefahren für die Demokratie durch „nachtragende“ Coronakritiker warnt.

Von diesen Leuten ist offenbar keine späte Einsicht zu erwarten. Und wer sollte und wollte erst recht eine Entschuldigung ehrlicherweise aussprechen? Wer würde wirklich Verantwortung übernehmen?

(Man soll Texte nicht mit einer Frage beenden, ich weiß das, aber ich habe keine Antwort.)