P wie Pandemie

Selbstverständlich bin ich auch heute noch nicht schlauer als andere und muss jeden Tag prüfen, ob meine Einschätzung nicht zu sehr auf meiner Philosophie und auch meiner politischen Weltanschauung beruht (ich tendiere gerne dazu, die Pharmaindustrie zu verdächtigen …) – oder ob sie doch noch als kritisch reflektiert und realitätsbezogen gelten kann.

Nach wie vor bin ich der Auffassung, dass es sich nach gegenwärtigem Kenntnisstand um eine für die große Mehrheit vergleichsweise harmlose Infektionskrankheit handelt. Ihre Besonderheit, wenn überhaupt, besteht offenbar in der höheren Ansteckungsrate, d.h. bei normalem Alltagsbetrieb unserer Gesellschaften stecken sich schneller als bei anderen Atemwegsinfekten Menschen an – und dann kann es in den Risikogruppen, also bei Hochbetagten und vorerkrankten Patienten, zu schweren Verläufen kommen. In der Folge davon könnten die Intensivstationen überlaufen und überfordert sein, Beatmungsgeräte und ähnliche Hilfsmittel könnten knapp werden, Personal fehlen usw., eben das, das was man derzeit aus Italien berichtet.

ABER das ist in erster Linie ein organisatorische Herausforderung, und die versucht die Politik überall auf der Welt gerade zu meistern: Wie kann man die Ansteckungsrate so senken, dass sich die Zahl der Neuinfizierten über die nächste Zeit mehr strecken lässt und es nicht zu einer dramatischen Spitze in der Erkrankungswelle kommt. Daher habe ich Verständnis für allerlei Maßnahmen und Regelungen, die diesem Ziel dienen, wobei ich nicht finde, je strenger ein Politiker redet und je drastischere Maßnahmen er vorschlägt, desto verantwortungsbewusster ist (man könnte es auch anders sehen).

WICHTIG: Diese Maßnahmen zur Verlangsamung der Epidemie machen die Erkrankung nicht gefährlicher, als wir sie zuvor eingeschätzt haben. (Theoretisch könnte sich das ändern, aber theoretisch kann sehr vieles sein …)

Nach wie vor rate ich zu „Antialarmismus“ oder nennen wir es mit einem positiven Wort (bei so vielen negativen Wörtern in Umlauf): Gelassenheit! Hierzu kann ich Ihnen zwei kurze Filme mit Dr. Wolfgang Wodarg ans Herz legen. Der Mann ist Arzt und Pulmonologe, hat zur Epidemiologie geforscht und war Leiter einer epidemiologischen Taskforce. Und er ist Politiker, saß viele Jahre für die SPD im Bundestag. Ich kenne ihn (nicht persönlich) aus meiner Zeit als Politikredakteur (1994-2001), damals habe ich mich vermehrt u.a. mit bio- und medizinethischen Fragen (Gentechnik, Präimplantationsdiagnostik u.a.) beschäftigt. Und obwohl mir – als Heilpraktikeranwärter und angehendem Naturheilkundler – Dr. Wodarg als ehemaliger Leiter eines Gesundheitsamtes und Amtsarzt selbstverständlich nicht „von vorneherein“ rundum sympathisch war :-), hat mich seine ethische Haltung in den verschiedenen Debatten des Bundestages total überzeugt! Ich bin wirklich froh, dass sich eine solche kritische Stimme jetzt und in dieser Weise zur Wort meldet – und dass mich Menschen darauf hingewiesen haben (d.h. ich hab’s nicht selbst entdeckt).

Wenn man dagegen die Medienberichte anschaut … Ich habe gestern den aktuellen SPIEGEL von vorne bis hinten durchgelesen (sechs Stunden lang). Fast nur noch Corona-Berichte. Wie kann es sein, dass ein immer noch als kritisch geltendes Magazin nicht eine einzige kritische Stimme zu Wort kommen lässt oder irgendwo einen, auch nur minimalen Raum öffnet für eine andere Sicht auf die Pandemie? Wahrscheinlich möchte auch die SPIEGEL-Redaktion als besonders „verantwortungsvoll“ gelten. Der leitende Redakteur jedenfalls bezeichnet in seinem Leitartikel die Corona-Krise als „Angriff der Natur“ auf unsere Gesellschaft! In Hamburg hat man sich also offenbar schon in die redaktionellen Luftschutzkeller zurückgezogen. Das trägt aber selten zum klaren Denken bei. Mich erinnert das eher an Kriegsberichterstattung, die bekanntlich oft in Propaganda verwickelt ist (embedded journalism).  Der genannte Redakteur behauptet dagegen mit besonderer Abgeklärtheit, da gebe es gar nichts zu verstehen und zu deuten, es handele sich alles nur um Mathematik (um das exponentielle Wachstum der Ansteckungsrate). Es gibt jedoch immer etwas zu verstehen, auch wenn wir es noch nicht ganz verstehen, sind wir aufgerufen uns zu bemühen …

Bleiben Sie gelassen! Bilden Sie sich eine eigene Meinung. Und machen Sie das Beste aus der besonderen Zeit oder auch Freizeit und Auszeit, die für uns alle angebrochen ist.

PS. Die Empfehlungen zur naturheilkundlichen Stärkung des Immunsystems gelten weiterhin. Sie finden Sie hier.

(Stand: 15.03.2020, 20.00 Uhr)

Hinweis: Liebe*r Leser*in, meine Blog-Beiträge, die sich im März und April 2020 mit Aspekten der Corona-Krise beschäftigten (neben „Corona“ sind das „Demokratie“, „Pandemie“ und „Impfen“), wirken überholt, ich möchte sie aber nicht nachträglich ändern. Für aktuelle Einschätzungen der Pandemie und der staatlichen Gegenmaßnahmen verweise ich gerne auf verschiedene Beiträge von Prof. Harald Walach sowie auf Texte und Leseempfehlungen in der Rubrik Corona-Perspektive(n).