G wie Glück

Mögen alle Wesen, alle Welten, alle gemeinsam, überall glücklich und frei sein. Mögen all meine Gedanken, Worte und Taten auf ihre Weise zu diesem Glück und dieser Freiheit beitragen.
(Eine mögliche Übersetzung des Mantras „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu“. Das Mantra kommt aus dem Hinduismus, könnte aber auch dem Buddhismus zugeordnet werden.)

Der Mensch als Krone der Schöpfung? Das ich nicht lache! Sagen Sie mir doch, mein Lieber: Was sonst als eine Strafe kann dieses Leben sein? Diese ewige Jagd nach einem Glück, das man dann nicht einmal genießen kann.
(Esther Vilar: Rositas Haut, eine „Liebesgeschichte“, die zeigt, wohin Leidenschaft führen kann, geschildert aus der Sicht eines Mosquitos. Am Ende sind alle drei tot: der Mosquito erschlagen, die Frau erwürgt, und der Mann bringt sich ein paar Jahre später selbst um; vorher hat er noch seine Frau und seine beiden Söhne ins Unglück gestürzt. Esther Vilar verbindet die erschreckende und verstörende Geschichte mit der Idee von Karma und Wiederkehr. Im Grunde eine Zen-Parabel.)

Die Frage beschäftigt die Philosophen seit Jahrtausenden: Glücklich sein – wer möchte das nicht! Und was können wir dafür tun? Moderne Glücksforscher bilden sich ein, sie wären den „spekulativen“ Philosophen der Vergangenheit weit voraus, da sie endlich „Fakten“ sprechen lassen und „empirische Forschungen“ auswerten können. Doch im nächsten Moment erweist sich diese überhebliche Verheißung als heiße Luft, wenn es um die Definition des wissenschaftlich fundierten, nicht-spekulativen Glücks geht: Das Glück ist, so etwa der „Glücksprofessor“ Ruut Veenhoven, nichts anderes als ausgeprägte Zufriedenheit mit dem eigenen Leben. Er nimmt an, dass sich z.B. die meisten Deutschen meistens glücklich fühlen, weil sie entsprechend hohe Werte auf Zufriedenheitsskalen ankreuzen. Überzeugt Sie dieses Glücksverständnis? Und glauben Sie, dass die meisten Deutschen glücklich sind? Naja, vielleicht habe ich berufsbedingt die falsche Brille auf und vielleicht war es vor Corona, Krieg und Klimakrise etwas besser, aber ich kann all die glücklichen Menschen nicht sehen.

Finnland ist in Sachen Glück schon zigmal Weltmeister geworden – für die Forscher. Schaut man genauer hin, erfährt man, dass die Finnen drei Sorten von Glück kennen und dafür jeweils eigene Namen haben (das habe ich einem Beitrag der FAS entnommen). Und das Glück, was sie mehr empfinden als Menschen anderer Nationen, ist: die Zufriedenheit. Immerhin wird von modernen Glücksforschern nicht behauptet, Glück im Leben habe wenig mit der Realität zu tun, sondern vor allem mit unserer Einstellung. Veenhoven erklärt plausibel das glatte Gegenteil: Wer schlechte Lebenschancen und widrige Umstände hat, wird in der Regel pessimistisch, traurig, ängstlich, wütend, einsam usw. und daher sein Leben negativer bewerten. Daher endet die empirische Forschungsmission in einer sympathischen Sozialphilosophie: Man müsse für möglichst viele Menschen möglichst gute Bedingungen schaffen. Ich bin dafür und dabei! Und da passt auch wieder Finnland sehr gut ins Bild, weil dort sozialstaatlich beste Bedingungen herrschen und Glück weniger mit materiellen Unterschieden zu tun zu haben scheint. Nur nützen diese Erkenntnisse und Forderungen jenem hiesigen Heer von Glückssuchenden wenig, die gerade jetzt eine individuelle Lösung ihres Glücksproblems anstreben und daher Zeitschriften und Bücher verschlingen, Horoskope lesen und mehr oder weniger halbseidene Beratungen aufsuchen.

Für mich gibt es außerdem eine Lücke sowohl bei den alten Griechen als auch bei ihren postmodernen Nachfolgern: Ganz offensichtlich haben sich Philosophen viel zu viel damit befasst, wie man glücklich wird, wenn oder obwohl es mies läuft im Leben. Aber auch ihre Nachfolger im dritten Jahrtausend interessieren sich wenig für das brennende Luxusproblem vieler Zeitgenossen: wie man glücklich wird, wenn man es eigentlich schon sein müsste! Für mich zumindest scheint es bisweilen fast die spannendere Frage: Wie kann es denn sein, dass ich „eigentlich“ gerade alles habe, was ich brauche, um zufrieden oder gar glücklich zu sein, es aber nicht bin? Muss ich nur ein Dankbarkeitstagebuch führen und alles wird gut?

Wenn der Psychotherapeut „eigentlich“ hört, reagiert er meist elektrisiert, denn „eigentlich“ bedeutet, da stimmt etwas nicht, also hier: Offenbar fehlt doch irgendetwas Wichtiges zum Glück, was ich aber nicht benennen mag oder kann. Dahinter können sich viele interessante Themen verbergen: z.B. fehlende Sicherheit – aus Angst, das Glück zu verlieren, lässt man es erst gar nicht zu; oder mangelnde Risikobereitschaft, die nicht bewusst wird, weil Angst nicht zum Selbstbild passt; oder es fehlt die moralische „Erlaubnis“ zum Glück: denn den anderen, z.B. meinen Eltern oder Geschwistern oder gleich der ganzen Welt geht es ja viel schlechter und ich habe unverdientes Glück, also bloß nicht zulassen.

Der ein oder die andere gibt sich mit Zufriedenheit zufrieden, kreuzt entsprechende Werte an – und lässt das Glück de facto außen vor. Das ist auch ein ziemlich spannendes Thema: Ob man, vermutlich aus der Logik der Biographie heraus, eher dazu neigt, Unglück vermeiden zu wollen und daher sich mit dem Spatz in der Hand zufrieden gibt, oder es wagt, Glück anzustreben.

Der Begriff Glück ist zwar wie alles ganz Große unvermeidbar vieldeutig, ich meine allerdings, eine Bedeutung sollte nicht ausgeschlossen sein: herausragende Momente des Hochgefühls, die wir gerne festhalten oder ausdehnen wollen in eine glückliche Lebensphase. Glücksmomente gibt es viele: das Glück der Erleichterung, das Glück des Findens, Gewinnens oder Entdeckens, das Glück der Ekstase, das Glück Hilfe zu erhalten, das Glück wieder gesund zu sein, das Glück der Versöhnung …?! Die letztgenannten Varianten weisen darauf hin, dass mancherlei Glück vom Kontrast zum Unglück davor profitiert. Aber dies alles und noch viel mehr ist immer noch nicht das große oder einzig wahre Lebensglück, um das so viele Gedanken kreisen, was sich Monat für Monat in abertausenden verkauften Zeitschriftenexemplaren und Büchern niederschlägt.

Die US-Verfassung (bzw. Unabhängigkeitserklärung) hält die Jagd nach Glück (pursuit of happiness) für ein Menschenrecht wie Leben und Freiheit, aber meist wird darunter heute der „American Dream“ verstanden, demgemäß es prinzipiell jeder vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen kann. Hierzulande bekannter ist ein anderes Bild: das Glück wird geschmiedet. Schon aufschlussreich, dass die Amerikaner jagen und wagen, während wir Deutschen fleißig schmieden. Dies ist übrigens die zentrale, wenn auch manchmal verdeckte Botschaft sämtlicher Glücksliteratur: Wenn Du richtig liest und verstehst, dann weißt Du, wie’s geht, Du wirst dann ein bewusster oder erleuchteter Schmied Deines Glücks.

Der Buddhismus scheint eine besonders verlockende Version dieser Glücksschmied-These zu bieten: The purpose of your life is to be happy. Das Ziel Deines Lebens ist glücklich zu sein. Postkarten, Plakate, Tageskalender etc. schmückt dieses Motto. Um was geht es? Das Glück der Gelassenheit. Wir lernen nicht nur, prinzipiell dankbar und zufrieden zu sein, sondern glücklich, ohne dass das Leid in der Welt und im eigenen Leben geleugnet oder ignoriert wird. Dieses Glück begründet sich auf die richtige innere Haltung und beinhaltet dadurch eine Unabhängigkeit von äußeren Umständen, also insbesondere auch von dem glücklichen Zufall; nicht von ungefähr zitieren europäische Buddhisten gerne auch mal die klassische griechische Philosophie. Man kann demnach immer glücklich sein, wenn man nur die richtige Einstellung zum Leben und den Mitlebewesen hat. Die richtige Einstellung beruht auf der Einsicht, dass alles vergänglich ist, und dass wir leiden, weil und wenn wir die falsche Einstellung praktizieren, nämlich an Vergänglichem hängen bzw. kleben („anhaften“). Leid ist in der Welt, aber unser wahres Leiden daran beruht auf der falschen Haltung. Die Einsicht in das Nichtsein dessen, was wir im Alltag für Sein halten, diese Weisheit, gepaart mit dem Mitgefühl, führt zu dauerhaftem Glück.

Es ist zweifellos sympathisch, mit Mitmenschen und Natur Mitgefühl zu praktizieren – und attraktiv, weniger zu leiden. Aber sich davon „das“ Glück schlechthin zu versprechen, halte ich für ein Missverständnis, um nicht zu sagen, für eine Irreführung, weil der westliche Sprachgebrauch von „Glück“ dabei auf den Kopf gestellt wird, wenn wir das Leidenschaftliche, Euphorische, Temperamentvolle und jawohl: auch das Anhaftende, das Festhaltenwollen aus dem Glück zugunsten einer liebevollen Gelassenheit heraushalten. Auch wenn ich den leidenschaftslos-gütigen Mönch in gewisser Weise ein schönes Ideal finde, gehen mir seine Botschaften wie „Unglücklichsein ist Deine Entscheidung“ manchmal ganz schön auf die Nerven.

An diesem Punkt ergänzen oder widersprechen sich – das kann man so oder so betrachten – Buddhismus und Psychotherapie: Wer Therapie macht, lernt, dass die Erfüllung von zentralen Bedürfnissen, um Lebensqualität, -freude und -glück zu finden, meist die Bereitschaft voraussetzt, Risiken einzugehen. Die Entscheidung für Glücksfähigkeit ist weniger die für eine gelassene Geisteshaltung (die ist auch nützlich), sondern jene, die Komfortzone des „passt schon!“ zu verlassen und etwas zu wagen. Meditation und Achtsamkeit können eine wunderbare Ergänzung zur Therapie und zum Kampf um ein glücklicheres Leben sein, jedoch kein Ersatz.

Als Ersatz für die Jagd nach Glück aber lesen sich die Thesen von Matthieu Ricard und anderen prominenten Buddhisten: Depression sei eine Folge von Selbstbezogenheit. Mit der richtigen Haltung, dass alles vergänglich und nichts wirklich real ist, schon gar nicht das Ego (Ich), würden die Menschen sich von Pessimisten zu Optimisten wandeln.

Der Buddhismus bekämpft nicht nur die Leidenschaft, sondern auch die Bedürftigkeit. Befriedigung von Bedürfnissen verschaffe „nur eine kurzfristige Atempause“. Umso schneller bilde sich das Verlangen neu und wir würden mehr und mehr die innere Freiheit verlieren. Das kleine Glück des schönen Moments der erfüllten Bedürfnisse gilt dem Buddhisten nur als der „Vorgeschmack“ des großen Glücks: des absoluten inneren Friedens.

Sicher, das leidenschaftliche Verlangen wird zur Gefahr von Freiheit und Würde, es kann sogar zur Gefahr für Leib und Leben werden, siehe Esther Vilar (im Vorspann). Der buddhistische Begriff vom „Anhaften“ trifft diese Unfreiheit gut: Leidenschaft in jeglicher Form, sei es als Liebesdurst und verblendete Liebe, als Wut, Hass und Rage oder einfach als Genusssucht kann uns verzehren und verzerren, Leidenschaft kann viel Leiden schaffen. Wie bei jeder Sucht sind uns diese Zustände später, im Stadium der Ernüchterung, ziemlich peinlich, wir schämen uns für den Verlust an Würde. Und das ist der Moment, wo uns der buddhistische Mönch als das wahre Gegenbild erscheint, der Genießer seiner Gelassenheit.

Insofern bin ich voll damit einverstanden, dass die buddhistisch inspirierte Ratgeberliteratur das Glück der Gelassenheit verspricht, aber es ist nur ein besonderes Glück, nicht das einzig wahre. Mir ist es suspekt, dass der Weg des wahren Glücks mit Sinnenfeindschaft verbunden zu sein scheint. Nicht von ungefähr sind viele Vorbilder Mönche und Nonnen. Ich habe mich zwar schon oft gefreut, dass der Buddhismus und das Christentum sich in einigen Klöstern gut verstehen, aber vielleicht liegt das ein wenig auch an der verbindenden Gemeinsamkeit, dass das Sinnliche als verdächtig, manchmal als tierisch und nah dran an Sünde verstanden wird?

Apropos Tiere: Sie können Glück empfinden, das ist nicht nur Einbildung oder Hineinlesen von menschlichen Eigenschaften, sondern wird mittlerweile auch von Wissenschaftlern so beurteilt. Bei unserer Hündin Mira kann man sehen, wenn sie glücklich ist, und dies gar nicht einmal, wenn es ums Fressen geht, sondern eher z.B. wenn Herrchen wieder nach Hause kommt, wenn gespielt wird oder wenn Mira einen guten Kumpel trifft. Imposant ist dabei die Einheit von Körper und Seele, alles tanzt. Was wir von ihnen lernen könnten: Hormone, Botenstoffe und Verhaltensmuster sind Glücksfaktoren, das körperlose Glück gibt es nicht.

Tiere grübeln nicht über die Vergangenheit und machen sich keine Sorgen über die Zukunft, insofern scheinen sie als Vertreter des Hier-und-Jetzt-Prinzips wahre Buddhisten zu sein – und leben gleichzeitig leidenschaftlich. Ich habe schon manchmal gesagt, im nächsten Leben möchte ich als Mira wiederkehren. Allerdings, Mira ist glücklich, nur weiß sie nichts davon, und sie weiß auch nicht, wie sie diesen Zustand herstellen kann. Das Bewusstsein macht den Unterschied: Tiere können ihr Glück nicht machen, sie folgen ihren Trieben und Instinkten sowie den erlernten Verhaltensmustern, manche sind vielleicht auch genetisch etwas begünstigter als andere, aber ob und wann dabei Glück herausspringt, darauf haben sie letztlich wenig Einfluss. D.h. im Umkehrschluss: Es ist unsinnig, die Tiere zu beneiden!

Was für uns Glück wäre, können wir nur selbst wissen. Allgemein lässt sich vielleicht sagen: Unsere primären seelischen Bedürfnisse, und hier ist die Seele im Sinne der Psychotherapie gemeint (nicht die göttliche, unvergängliche Seele), beziehen sich auf andere Menschen. Wir brauchen nicht nur irgendwas, wir brauchen andere – für erfüllende Beziehungen, auch für Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Deswegen ist die Jagd nach Glück eben nicht zwangsläufig egoistisch. Von Marshall Rosenberg können wir lernen: Bedürfnisse sind zunächst einmal immer berechtigt, wenn wir lernen, für sie einzustehen, wirken wir nicht trennend, sondern verbindend, kommen wir anderen näher. Und indem wir unsere Bedürfnisse vertreten lernen, befreien wir andere aus der krankmachenden Überanpassung des „passt schon“. Nicht zuletzt ist es für die meisten von uns ein Glück, andere glücklich zu „machen“ bzw. Teil davon zu sein oder ihnen zumindest aus dem Unglück mitwirkend herauszuhelfen.

In Partnerschaft, Freundschaft und Gemeinschaft kann man, selbst mit viel Unglück im Leben, für Momente und Phasen glücklich sein. Mir scheint, das wird manchmal von Anhängern des Buddhismus übersehen: dass sie ihr Glück durch eine reale und ideelle Gemeinschaft gefunden haben, oft handelt es sich (gerade im Westen) um Menschen, die vordem über das Leben „draußen“ sehr unglücklich waren.

Es gibt also weniger gute und bessere Bedingungen, um öfters, intensiver und nachhaltiger Glück zu erleben. Eine glückliche Partnerschaft steht ganz oben auf der Liste. Nur wenige Menschen glauben, ohne das Glück zu lieben und das Glück geliebt zu werden auszukommen. Sicher, in Partnerschaften entsteht auch viel Unglück, aber Alleinsein ist nicht die Lösung! Rückschläge und Enttäuschungen gehören zum Leben, sonst gäbe es weder Glück noch die Frage danach. Bleibe ich niedergeschlagen, deprimiere ich mich oder stehe ich wieder auf? Therapeutisch gesehen ist die entschiedene Glückssuche eine Frage der Selbstwirksamkeit: Was traue ich mir zu? Und was traue ich mich dementsprechend jetzt zu versuchen? Die Antwort darauf verrät viel darüber, wie erfolgreich die Therapie bisher verlief.

Zu den Top Ten der günstigen Voraussetzungen für Glück gehören weiter eine sinnstiftende und erfüllende Arbeit, Freunde sowie Hobbys, die wirklich fesseln, was man dann manchmal wiederum als Leidenschaft bezeichnet. Ich erinnere mich etwa an gewisse Phasen meiner Tischtenniszeit: Der Spaß und die Kunst bestehen darin, unbedingt gewinnen zu wollen und doch verlieren zu können; leider ist es oft gar nicht spaßig, wenn es von mir oder meinem „Gegner“ zu leidenschaftlich betrieben wird. Und, ich war mal ein paar Tage oder Wochen „wahnsinnig“ glücklich, weil ich die Kreismeisterschaft – in der niedrigsten Wettkampfklasse und mit ziemlich wenigen Konkurrenten, also objektiv betrachtet: Pillepalle – gewonnen hatte. Glück ist subjektiv.

Gewiss, die Verteilung der Glückschancen, also der günstigen Voraussetzungen, ist in dieser Welt nicht gleichmäßig oder fair. Und niemand ist ausschließlich seines Glückes Schmied. Doch wem nützt diese Einsicht? Viele verfügen über mehr Chancen, als sie selbst erkennen können. Erst recht wer über (fast) alle Voraussetzungen verfügt, aber dennoch kein Glück (mehr) empfinden kann, der oder die ist vielleicht psychisch krank und sollte sich möglicherweise in Behandlung begeben – mit dem Risiko, dass er (sie) dann das Leben ändern will oder muss.

Fazit: Wir, die wir solche Texte lesen oder schreiben, scheuen uns oft, die Glücksfrage zu stellen, genauer: sie radikal und verbindlich zu stellen. Lieber philosophieren wir über den Sinn des Lebens. Werden wir nach Glück gefragt, bleiben wir im Nebulösen und wollen bescheiden bleiben. Doch wer nur Unglück vermeidet, droht depressiv zu werden und am Ende unglücklich. Ein möglicher Umkehrschluss lautet, dass das Glück seinen Preis hat – die Phasen des Unglücks. Das sind wir wieder nah dran an den antiken Philosophen. Oder an dem „Alternativangebot“ des Buddhismus: dem Glück der Gelassenheit.

Wahrscheinlich ist es doch sehr individuell. Für mich bedeutet Lebenslust, also der Appetit auf Leben, dass wir uns der Glücksfrage stellen und konkret werden: Was brauche ich und was tue ich dafür? In der Regel braucht es keine weitere philosophische Lektüre, auch wenn diese nicht schadet :-), sondern Schritte ins Leben und: mal auf andere Menschen zu und manchmal auch von Menschen weg. Solche Glücks-Notwendigkeiten können und sollten wir nicht in Gelassenheit wegmeditieren. Daher überlasse ich das Schlusswort, ein klitzekleinwenig zweckentfremdet, Bert Brecht:
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Ich wünsche Dir viel Glück!

PS. Link zu einer Version des Mantras Lokah Samastah Sukhino Bhavantu.